« Erinnerungen im Gespräch »
eine Podcastreihe zu Flucht und Vertreibung

In Kooperation mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus entsteht die sechsteilige Podcastreihe "Erinnerungen im Gespräch". An jedem dritten Montag eines Monats setzen wir uns mit persönlichen Fluchterfahrungen auseinander und unterhalten uns mit Zeitzeug*innen, die ihre Heimat in den letzten 80 Jahren verlassen mussten.


Kern der Hörserie ist der persönliche Zugang zu einem persönlichen Thema. Hierfür soll der Blick auf die weltweite historische und aktuelle Dimension von Flucht gerichtet werden mittels eines jungen Mediums. Die Gliederung der einzelnen Folgen erfolgt nach einem leicht zugänglichen Schema: nach einer kurzen historischen Einführung und Kontextualisierung, wird die Person vorgestellt. Sie wird, begleitet durch den Interviewpartner ihre Geschichte erzählen und insbesondere Eindrücke ihrer Flucht vermitteln. Was war der Grund für die Flucht? Wie gestaltete sie sich? War sie/er alleine oder in Begleitung? Welchen Schwierigkeiten musste sie/er sich stellen? Welche Gedanken begleiteten sie/ihn? Wie war die Ankunft? Wie sah das Leben unmittelbar danach und auch mit zeitlichem Abstand aus? Wie ist die Beziehung zum Heimatland heute? Das Interview wird mit Hilfe eines festgelegten Fragenkatalogs geführt, welcher so die Vergleichbarkeit der einzelnen Gespräche garantieren kann.


Im Mittelpunkt stehen in den ersten drei Folgen zunächst die Vertreibung der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa, die Flucht aus der DDR und während der Balkankriege in die Bundesrepublik Deutschland. Der zweite Abschnitt des Podcasts wird sich mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan und Syrien beschäftigen. Den Endpunkt dieser Staffel bildet ein Interview mit Vertretern heutiger Flüchtendenorganisationen. Nach den Gesprächen mit den Menschen, die gezwungen waren ihre Heimat zu verlassen, wird eines deutlich: die Gefühle und Ängste, die diese Menschen auf der Flucht begleiten, sind keine anderen vor achtzig oder vor zwanzig Jahren – oder heute.


Ziel des Podcasts ist es, ein Thema, welches unablässig den medialen Alltag begleitet und laut der UNO Flüchtlingshilfe für 82,4 Millionen Menschen weltweit Realität ist, im historischen Kontext einem jungen Zielpublikum nahe zu bringen. 


Das Projekt wird finanziell gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein- Westfalen.


Abrufbar sind die einzelnen Folgen bei den gängigen Podcastanbietern Apple Podcast, Google Podcast, Deezer und Spotify.

Folge 1 - Frau Koch-Thalmann

In der ersten Folge haben Laura Ebert und ich uns mit Frau Dorothea Koch-Thalmann getroffen. Ihre Geschichte ist sowohl von Flucht als auch von Vertreibung geprägt. Nachdem sie aufgrund der Kriegsgeschehnisse bereits 1943 von Breslau nach Waldenburg ziehen musste, zwang die näherrückende russische Front die Familie 1945 schließlich in den kleinen Ort Wüstewaldersdorf zu fliehen. Ein Jahr später jedoch wurden sie abermals gezwungen ihr Zuhause zu verlassen: im August 1946 wurden sie aus Schlesien vertrieben. Ihre Erfahrungen in ihren ersten vierzehn Lebensjahren haben Frau Koch-Thalmann maßgeblich für den Rest ihres Lebens geprägt.
Folge 2 - Herr Schwerk

Dieses Mal haben Laura Ebert und ich uns mit Herrn Michael Schwerk unterhalten. Auch sein junges Leben war von Flucht und Vetreibung geprägt, jedoch stand an erster Stelle die Vertreibung. Er wurde 1943 in Waldenburg/Schlesien geboren. Wie Frau Koch-Thalmann wurden auch er und seine Familie aus Schlesien nach Deutschland vertrieben. Er wuchs schließlich in Pirna/Sachsen auf und erlebte die SED-Diktatur mit.
Nach dem Abitur konnte er nicht seinem Berufswunsch des Sportlehrers nachgehen. Stattdessen wurde ihm eine Ausbildung zum Betonbauer aufgezwungen. Als er anschließend zum  Wehrdienst bei der Bereitschaftspolizei berufen wurde, wuchs sein Wunsch zur Flucht aus der DDR. Seine Pläne, über die innerstädtische Grenze in die Bundesrepublik  zu gelangen, konkretisierten sich nach und nach. 1966 entschloss er sich diese schlußendlich in die Tat umzusetzen.
Folge 3 - Herr Dizdarević

Für die dritte Folge widmeten Ilona Gonsior der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und ich uns den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien. Wir trafen uns aus diesem Grund mit Sejfuddin Dizdarević. Anfang der 1990er Jahre kulminierten die Auflösungsbetrebungen im Vielvölkerstaat Jugoslawien in Referenden über die staatliche Souveränität in den einzelnen Teilrepubliken (außer Serbien). Schon zuvor begannen im März 1991 Kampfhandlungen in Kroatien. Anschließend in Slowenien. Nach und nach dehnten sich die Konflikte im gesamten Land zu einem offenen Krieg aus. 
1977 in Bosnien geboren, wuchs Herr Dizdarević in Zenica auf, einer Stadt im Zentrum der damaligen Teilrepublik Bosnien und Herzegowina. Mit nur 15 Jahren wurde er mit Krieg konfrontiert. 1992 spitzte sich die Situation in seiner Heimatstadt so zu, dass sein Vater ihn im Sommer nach Düsseldorf schickte, wo bereits seine Tante lebte. Er berichtete uns von seiner Flucht und seinen Erfahrungen in Deutschland.

Folge 4 - Frau Kayyali

In der 4. Folge richten Ilona Gonsior und ich unseren Blick auf Syrien und sprechen mit Leila Kayyali. 2011 fand der arabische Frühling auch in Syrien Widerhall. Durch die blutige Niederschlagung der Proteste entwickelte er sich zu einem Krieg mit zahlreichen nationalen und internationalen Akteuren. 
Leila wurde im Jahre 2000 in Idleb in Syrien geboren. Idlib war eine wohlhabende Provinz an der Grenze zur Türkei. Mit dem syrischen Krieg wandelte sich die Stadt, sodass Im März 2015 wurde die Situation für Leilas Familie so unerträglich, sodass sich auch Lailas Familie 2015 entschloss, die nur wenige Kilometer entfernte Grenze zu überqueren. Sieben Jahre später erzählt sie uns ihre Geschichte.

Folge 5 - Frau Saljuki

Die vorletze Folge beschäftigt sich mit einem Konflikt, der seit 1978 andauert und einem Land, das keinen Frieden findet: Afghanistan. Im April 1978 kommt es zu gewaltsamen Protesten gegen die Regierung. Afghanische Marxisten übernehmen die Macht nach einem Staatsstreich. Es folgen jedoch weitere Rebellionen und im September 1979 putscht der Geheimdienstchef. Die Situation im Land eskaliert weiter. An Weihnachten interveniert die Sowjetunion. Der Präsident wird von russischen Truppen getötet und eine sowjettreue Regierung eingesetzt. Es folgt ein zehn Jahre andauernder Stellvertreterkrieg zwischen der Sowjetunion und den USA. Die sowjetischen Truppen verlassen das Land 1989, obschon sie es nicht unter ihre Kontrolle bringen konnte. Der Konflikt endet trotzdem nicht, sondern wandelt sich zu einem Bürgerkrieg, der auch die Taliban hervorbringt.
Wir sprechen mit Latifa Saljuki, die mit ihren vier Kindern 1989 das Land verlassen musste. Sechs Monate zuvor flohen bereits ihr Mann und ihr ältester Sohn nach Pakistan. Ihr Weg über das pakistanische Gebirge mit ihrem dreieinhalb-jährigen Sohn im Arm und ihren anderen drei Kindern an der Hand war beschwerlich. Der Weg bis nach Deutschland nicht weniger.
Folge 6 - Frau Naujoks

Die letze Folge des Podcasts richtet sein Blick auf die heutige Zeit. 
Birgit Naujoks ist seit 2009 Geschäftsführerin des Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen e.V. 


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